An der Hochschule Rhein-Waal in Kleve geht es um nachhaltigen Tourismus. Bei dem interdisziplinären Studiengang erfährt man viel über Wirtschaft, Ökologie, Geo-grafie, Recht, und Soziologie. Damit man künftig dazu beitragen kann, den Tourismus umwelt- und sozialverträglicher zu machen, sagt sein Leiter Prof. Dirk Reiser.

Hochschule Rhein-Waal

Es lässt sich viel verbessern

Dirk Reiser

Muss man als Tourist ein schlechtes Gewissen haben?

Reiser: Nein. Man sollte jedoch mit wachem Bewusstsein reisen. Der Tourismus gibt Millionen Menschen in der Welt Arbeit. Viele Staaten können aus finanziellen Gründen nicht auf ihn verzichten, da er einen wichtigen Teil des BIP ausmacht.

Sie denken sicher auch an Umwelt- und soziales Bewusstsein.

Reiser: Was man zu Hause niemals machen würde, sollte man auch nicht in anderen Ländern tun, etwa die Natur zumüllen.

Es gibt sicher unzählige Ansätze für nachhaltigen Tourismus.

Reiser: Es wird auch bereits einiges umgesetzt. Wenn auch noch nicht genug.

Wie schlimm ist Billigtourismus?

Reiser: Er hat zwei Gesichter. Ein soziales, da er es Menschen mit geringerem Einkommen ermöglicht, die Welt zu sehen. Und ein nicht so schönes, weil er meist Massentourismus mit all seinen negativen Folgen bedeutet.

Touristen sind oft überrascht, wenn sie hören, wie wenig Hotelpersonal in südlichen Ländern verdient.

Reiser: Was für uns wenig ist, kann dort ein wichtiger Beitrag zum Unterhalt der Familie sein. Man muss immer das Gesamtbild sehen.

Soll man in Diktaturen urlauben?

Reiser: Viele lehnen es ab, ich befürworte es unter Umständen. Oft sind Touristen der einzige Kontakt, den die Einheimischen zu demokatischen, freiheitlichen Ländern und unabhängigen Informationen haben. Das kann bei ihnen Freiheitsbestrebungen fördern.

Können Sie als Nachhaltigkeitsprofi noch unbeschwert reisen?

Reiser: Mir fällt natürlich vieles auf, was andere nicht sehen. Manchmal ist das schon eine Herausforderung.