Wird KI bald die Softwareschreiber ablösen, obwohl sie von ihnen erschaffen wurde?
Künstliche Intelligenz
KI scheint gnadenlos zu sein. Jetzt geht sie sogar denjenigen, die sie mit auf die Welt gebracht haben, an die Gurgel. Die Nachricht, dass KI bald Softwareentwickler und Coder ersetzen kann, hat die Branche geschockt. „Haben wir unseren eigenen Henker geschaffen?“, wird da so mancher von ihnen denken.
In der Tat sind sich Experten einig, dass Software Engineering ein Gebiet sein könnte, das sich durch KI sehr stark verändert. In den nächsten Jahren könnte sie alles, was diesen gut bezahlten Beruf ausmacht, in eine Fähigkeit verwandeln, die man sich rasch besorgen und für vieles verwenden kann. Die Experten glauben aber auch, dass das Programmierer nicht vollständig überflüssig machen wird, da richtig gute immer gebraucht würden. Zugleich wäre es ein beträchtlicher Vorteil für normale Computer-Benutzer, die dies ohne besonderes Training in die Lage versetzen würde, individuelle Programme von der KI für sich schreiben zu lassen.
Schon heute verändern KI-Tools, die auf Large-Language-Modellen wie dem OpenAI Codex beruhen, die Arbeit der Programmierer. Derzeit dienen sie insbesondere als Assistenten, indem sie Fehler aufspüren oder Vorschläge für Routineaufgaben machen. Ähnlich wie etwa Gmail Vorschläge macht, wie sich E-Mails beantworten lassen.
KI-Coder werden immer smarter und konkurrieren zunehmend mit ihren menschlichen Kollegen. Das geschieht inzwischen fast täglich.
„Programmieren wird obsolete“, prophezeit hingegen Matt Welsh, der früher als Software Engineer für Google und Apple arbeitete und jetzt sein eigenes KI-Start-up leitet. „Bis auf wenige hochspezialisierte Anwendungen werden alle von KI-Systemen übernommen, die aber nicht programmiert, sondern trainiert werden“. Welsh veröffentlichte seine Ansicht kürzlich unter der Headline „The End of Programming“ in einer Fachzeitschrift.
Andere sind hingegen der Meinung, KI sei nicht das Ende, sondern der Beginn einer neuen Art des Programmierens. Nämlich einer, die nicht das Erlernen einer Programmiersprache erfordere, sondern vielmehr die menschliche Sprache unmittelbar in eine Software verwandle.
„KI interessiert es nicht, wie sie programmiert wird“, sagt Jensen Huang, Chef des amerikanischen Chip-Herstellers Nvidia, dessen Aktien zuletzt gen Himmel stürmten. „Sie wird versuchen, dich zu verstehen.“ Und weiter: „Wir haben den digitalen Graben geschlossen. Ab jetzt ist jeder ein Programmierer. Du musst der KI nur sagen, was du willst.“
Und das, nachdem jahrelang gepredigt worden war, dass Programmieren der ultimative Job sei. US-Präsident Biden gab Bergleuten einst den Tipp: „Lernt programmieren.“ Und Apple-Chef Tim Cook empfahl französischen Kindern: „Werdet Programmierer.“
Programmieren ist im Laufe der Jahre immer einfacher geworden, da es abstrakter wurde. Jetzt könnte es die letzte Ebene der Abstraktion erreichen, indem man einem Computer einfach sagt, was er tun soll. Als ob man zu einem Menschen spricht.
So ganz können sich Programmierer also doch nicht entspannen. Auch wenn es noch ein bisschen dauert, bis alles Realität wird. Doch manchmal gehen diese Dinge schneller als man denkt, siehe ChatGPT & Co.