Berufsreport Einstiegsprogramme

Die Karrierebeschleuniger

Trainee- und andere Einstiegsprogramme sind beliebter denn je. Viele größere Unternehmen bieten sie an — auch weil sie beim Nachwuchs einen Nerv treffen.

Lange Zeit wurde über Generation Y gerätselt. Was kam da auf die Unternehmen und die Wirtschaft zu? Eine verwöhnte Generation, die — wie alle, die im Wohlstand groß wurden — nie richtig kämpfen musste und deshalb keinen Widerstand und keinen Widerspruch verträgt? Oder, wie andere meinten, eine Generation der Sinnsucher, die sich — materiell abgesichert — für Fragen interessiere, die für ihre Eltern nur periphere Bedeutung hatten, und sich deshalb nicht viel aus Karriere und Statussymbolen mache?

Oder sind das nur wieder welche dieser Pauschalisierungen, die schon deshalb in die Irre führen, weil sich Menschen, schon gar nicht ganze Generationen, nicht einfach in eine Schublade pressen lassen, sondern differenziert gesehen werden müssen. So wie die Jugendlichen in den sechziger Jahren keineswegs alle 68er waren.

Inzwischen ist man klüger. Denn längst ist Generation Y — also die zwischen 1980 und 1995 Geborenen — im Berufsleben angekommen. Sie haben erste Karrierestufen erklommen oder Start-ups gegründet. Einige GenYler sitzen bereits in Führungspositionen und haben es mit Generation Z zu tun. Noch eine Generation, die manchem Rätsel aufgibt.

DZ Hyp

Die Welt der Immobilienfinanzierung

Die DZ HYP gehört zu den ersten Adressen bei der Immobilienfinanzierung in Deutschland. Sie bietet umfassende Lösungen für gewerbliche, wohnwirtschaftliche, kommunale und private Immobilienprojekte. Einsteigern bietet sie ein spezielles Traineeprogramm, das perfekt auf spätere Tätigkeiten vorbereitet, erläutert Franca Köster, Referentin Personal.

Die DZ HYP ist durch die Fusion von DG Hyp und WL Bank entstanden. Werden Sie Ihr Trainee-programm fortführen?

Franca Köster

Köster: Ja, der Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften ist ja nach wie vor vorhanden. Beide Banken hatten früher ihre eigenen Traineeprogramme. Eines davon wird derzeit überarbeitet, während wir das Traineeprogramm „Gewerbliche Immobilienfinanzierung“ unverändert fortführen. Es bietet Absolventen eine sehr gute Gelegenheit, bei der DZ HYP einzusteigen.

Welche Vorteile hat das Traineeprogramm gegenüber dem Direkteinstieg?

Köster: Die gewerbliche Immobilienfinanzierung ist sehr speziell und facettenreich. Das Programm ist deshalb so aufgebaut, dass die Teilnehmer nach 18 Monaten für dieses Geschäft fit sind. Dies geschieht durch eine umfangreiche Weiterbildung, das Kennenlernen aller relevanten Bereiche, eine intensive Betreuung und den Aufbau eines Netzwerks.

Welche fachlichen Qualifikationen müssen die Bewerber mitbringen?

Köster: Passend sind vor allem wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge mit den Schwerpunkten Banking & Finance oder Immobilienmanagement. Daneben ist eine abgeschlossene Bankausbildung sehr hilfreich und ein echter Pluspunkt.

Praktika im Bankenumfeld schaden sicher auch nicht.

Köster: Natürlich achten wir auch auf relevante Praktika oder Werkstudententätigkeiten. Beides bieten wir im Übrigen auch in der DZ HYP an.

Wie sieht das Traineeprogramm im Einzelnen aus?

Köster: Es dauert in der Regel 18 Monate. Man entscheidet sich schon im Voraus für einen Schwerpunkt wie Markt/Vertrieb, Marktfolge oder Treasury. Zunächst erfolgt eine sechsmonatige allgemeine Orientierungsphase, bevor es dann in die zwölfmonatige Spezialisierungsphase geht. Die fachliche Weiterbildung wird durch die Teilnahme an unserer Immobilienakademie in Kooperation mit der IREBS in Regensburg unterstützt.

An welchen Standorten erfolgt die Traineeausbildung?

Köster: Die Orientierungsphase findet in Hamburg statt, einem der zwei Hauptsitze der DZ HYP. Hier lernen die Trainees die Bank, ihre Struktur und die Abläufe kennen. Die Spezialisierungsphase erfolgt an der sogenannten Homebase, die bereits vor Start des Traineeprogramms festgelegt wird. Sie kann in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, München, Stuttgart oder Münster sein. Die Trainees werden dort für die Übernahme als Kundenbetreuer und -betreuerin oder Kreditanalyst und -analystin qualifiziert.

Reicht ein Bachelor-Abschluss?

Köster: Ja, Bachelor sind ebenso willkommen wie Master.

Welche Rolle spielt die Abschlussnote?

Köster: Gute Noten sind immer von Vorteil. Relevante praktische Erfahrungen sowie die Persönlichkeit sind für uns jedoch noch wichtiger.

Hört man sich ein wenig um und spricht mit Soziologen und Personalern, fällt das Urteil meist ziemlich positiv aus. Sicher, die Millennials oder Digital Natives, wie sie auch genannt werden, seien etwas anspruchsvoller als ihre Vorgänger. Selbstverwirklichung im Beruf und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen und Vorgesetzten spielten eine größere Rolle als zur Zeit der Baby Boomer oder bei Generation X. Dafür seien die Jüngeren aber durchaus leistungsbereit und verantwortungsbewusst. Und was die viel zitierte Work-Life-Balance angehe, würde zwischen Arbeit und Freizeit gar nicht mehr so genau unterschieden, da die Grenzen zwischen Berufs- und Privatsphäre immer mehr verwischten — dank Notebook, Handy und Cloud Computing. Experten sprechen heute deshalb lieber von „Work-Life-Blending“.

Diese Meinung wird durch Studien gestützt, die zeigen, dass Generation Y durchaus leistungs- und karriereorientiert ist. So ergab eine Umfrage des Karriereportals Absolventa unter jungen Nachwuchskräften, dass drei Viertel gern Führungsverantwortung übernehmen wollen. Nur jeder Vierte möchte später lieber Spezialist als Führungskraft sein.

Auf dem Weg dorthin erwarten die Millennials allerdings, nach Kräften unterstützt und gefördert zu werden. Denn für zwei Drittel ist die Entwicklung und Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit das oberste Karriereziel. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, die man an die Vorgesetzten hat. Sie sollen einen mit verantwortungsvollen Aufgaben betrauen und gleichzeitig entsprechend der eigenen Stärken fördern. Sie sollen fair, verlässlich und dialogfähig sein. Und sie sollen dafür sorgen, dass man mit Freude und Engagement bei der Sache ist. Wer diese Eigenschaften nicht mitbringt, hat bei Generation Y schlechte Karten: Für drei Viertel sind die Vorgesetzten ein wichtiger Faktor für das Arbeitgeberimage. 96 Prozent würden ohne weiteres kündigen, wenn der Chef oder die Chefin nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.

Die Unternehmen haben auf diese gestiegene Erwartungshaltung reagiert: mit mehr Einstiegsprogrammen, die sicherstellen sollen, dass der Start ins Berufsleben reibungslos gelingt und der Nachwuchs optimal auf seine Aufgaben im Unternehmen vorbereitet wird. Oft werden sie pauschal als „Traineeprogramme“ bezeichnet. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen, denn der Begriff „Trainee“ ist nicht geschützt. Sie zeichnen sich jedoch durch bestimmte Merkmale aus, die auch herangezogen werden können, um gute von weniger guten zu unterscheiden.

Dazu zählt eine intensive Betreuung und Förderung durch das Unternehmen, wozu meist auch ein persönlicher Mentor gehört. In diesem Punkt unterscheiden sich Traineeprogramme beispielsweise vom Direkteinstieg, bei dem man mehr oder weniger auf sich gestellt ist. Oft kümmern sich in der Personalabteilung gleich mehrere Mitarbeiter um das Wohl der Trainees. Sie organisieren Workshops und manchmal auch Meetings mit Mitgliedern des Topmanagements. Sie stellen Seminare zusammen und planen mit dem Trainee dessen nächste Schritte im Unternehmen. Gibt es doch einmal Probleme, kann er sich immer noch an seinen Mentor wenden — meist eine erfahrene Führungskraft, die einem mit Rat und Tat zur Seite steht.

AXA

Challenge everything

Es gibt Unternehmen, deren Bilanz sich wie die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eines Landes liest. Die der AXA etwa. Der französische Versicherungskonzern brachte es 2017 auf Einnahmen von 98,5 Mrd. Euro und ein verwaltetes Vermögen von 1,439 Billionen Euro. Damit zählt das 1817 gegründete Unternehmen mit Sitz in Paris zu den größten Versicherungen der Welt.

Deutschland ist seit langem einer der wichtigsten Märkte — mit acht Millionen Kunden, um die sich über 9.000 Mitarbeiter kümmern. Einige von ihnen sind über das maximal zwei Jahre lange Graduate Program ins Unternehmen eingestiegen, das mit verschiedenen Schwerpunkten angeboten wird. Die Trainees unterstützen das jeweilige Team, arbeiten bei Projekten mit und lernen so ihren Bereich ausgiebig kennen. Durch Mentoring und Schulungen entwickelt man sich fachlich und persönlich weiter. Bewerber sollten — getreu dem AXA-Motto „Challenge everything“ — Neugier und Experimentierfreude mitbringen. Ein sehr guter Masterabschluss wird ebenfalls erwartet.

Und dann ist da noch das Vorstandsassistentenprogramm, das schon so manchem Topmanager als Karrieresprungbrett diente. Das Besondere daran: Man ist vom ersten Tag an auf der Kommandobrücke, indem man einen Vorstand begleitet und im operativen Tagesgeschäft unterstützt. Daneben arbeitet man an strategischen Fragen und Projekten mit, bereitet Präsentationen, Konferenzen und Vorstandssitzungen vor und erstellt Protokolle, Berichte und Analysen. Während der zwei Jahre als „Vorstandsassi“ wird man von AXA intensiv gefördert und unterstützt. Beste Voraussetzungen also für eine Karriere, der keine Grenzen gesetzt sind.

Kein Wunder, dass Traineeprogramme bei Absolventen so beliebt sind. Einer Kienbaum-Studie zufolge liegen sie in puncto Popularität fast gleichauf mit dem Direkteinstieg, obwohl Direkteinsteiger in der Regel mehr verdienen und früher Verantwortung übernehmen. Während 47 Prozent am liebsten direkt in das Unternehmen ihrer Wahl einsteigen würden, bevorzugen 46 Prozent ein Traineeprogramm. Für neun von zehn Befragten gehören sie zum modernen Recruiting einfach dazu.

Das wird durch eine Studie des Staufenbiel Instituts bestätigt. Demnach werden Traineeprogramme von 40 Prozent der Unternehmen eingesetzt, 25 Prozent bieten immerhin ein kürzeres Einführungsprogramm an. Besonders häufig, nämlich in 45 Prozent der Fälle, kommen sie bei der Rekrutierung von Wirtschaftswissenschaftlern zum Einsatz. 38 Prozent der Programme richten sich an den Ingenieur-Nachwuchs. Traineeprogramme für Geisteswissenschaftler sind dagegen selten.

Dass Traineeprogramme so beliebt sind, liegt jedoch nicht allein an der perfekten Betreuung, die damit verbunden wird. Es sind auch die anschließenden Karriereperspektiven, die man sich von ihnen verspricht. Denn die Unternehmen wenden sich damit in erster Linie an Absolventen, denen sie überdurchschnittliche Leistungen zutrauen. Nicht zuletzt weil sie im Auswahlverfahren eine gute Figur gemacht haben.

Den Bewerbern wird oft einiges abverlangt — seien es herausragenden Leistungen während des Studiums, Praxiserfahrung, erworben durch Praktika bei renommierten Firmen oder eine Tätigkeit als Werkstudent, sowie Auslandserfahrungen aufgrund eines Auslandspraktikums oder -semesters. Dazu sollten Soft Skills wie Teamfähigkeit, Flexibilität, Leistungsbereitschaft, Kommunikationsstärke und Durchsetzungsvermögen kommen.

Wer es schafft, einen Platz in einem Traineeprogramm zu ergattern, kann sich glücklich schätzen. Denn damit zählt er zu einer privilegierten Schar von Mitarbeitern, die sich der besonderen Aufmerksamkeit des Managements erfreut. Zu den Vorzügen des Trainee-Dasein zählt auch, dass man an Workshops und Schulungen teilnimmt, bei denen nicht nur an den Hard Skills gefeilt wird, sondern an der gesamten Persönlichkeit. Dabei kann es um Dinge wie Zeit- und Selbstmanagement gehen, wie man ein Team führt, bei Konflikten moderierend eingreift oder eine gekonnte Präsentation abliefert.

ALDI SÜD

Schon früh Führungsverantwortung übernehmen

Regionalverkaufsleiter bei ALDI SÜD leiten etwa sechs Filialen. Jährlich werden 70 bis 100 Bewerber in das einjährige Training-on-the-job aufgenommen. So wie Michael Messingschlager, der zuvor ein duales BWL-Studium beim Unternehmen und an der DHBW in Bad Mergentheim durchlief.

Sie sind seit Februar Regionalverkaufsleiter bei ALDI SÜD. Wie fühlt man sich dabei?

Michael Messingschlager

Messingschlager: Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe mit Umsatz- und Personalverantwortung. Durch das vorangegangene Training-on-the-job bin ich jedoch sehr gut vorbereitet. Das gibt mir viel Selbstvertrauen und das gute Gefühl, dass ich der Sache trotz meiner erst 24 Jahre gewachsen bin.

Für wie viele Filialen sind Sie zuständig?

Messingschlager: Für sechs Filialen: fünf in Fürth und eine etwas außerhalb. Insgesamt sind dort ungefähr 90 Mitarbeiter beschäftigt.

Wie oft besuchen Sie die Filialen?

Messingschlager: Jede etwa zwei- bis dreimal die Woche. Dabei ist es beispielsweise wichtig, alles durch die Augen der Kunden, aber auch durch die des Insiders zu sehen. Nur so lassen sich hohe Kundenzufriedenheit und ein optimales Angebot erreichen.

Da treffen Sie sicher Mitarbeiter, die einiges älter sind als Sie.

Messingschlager: Das passiert mir ständig. Da kommt es natürlich da-rauf an, dass man nicht nur fachliche, sondern auch die notwendige soziale Kompetenz mitbringt.

Was ist da besonders wichtig?

Messingschlager: Zum Beispiel eine offene Kommunikation, wozu aktives Zuhören gehört. Nur so kann man sich in sein Gegenüber hineinversetzen. Dann Respekt und Fairness im Umgang miteinander. Nicht zuletzt muss man sich aufeinander verlassen können.

Es sind also Führungsqualitäten gefragt. Hat man die einfach oder kann man sie auch erwerben?

Messingschlager: Ich denke, man muss bereit sein, Führungsaufgaben zu übernehmen. Dann beginnt ein persönlicher Lern- und Entwicklungsprozess, bei dem man durch die ALDI SÜD Akademie intensiv unterstützt wird. So ist man während des Training-on-the-job viel mit erfahrenen Mitarbeitern zusammen, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man wird also nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern Schritt für Schritt an alle Aufgaben herangeführt, die einen erwarten.

Haben Sie selbst schon eine Filiale geleitet?

Messingschlager: Das gehört zum Training-on-the-job, um die Tätigkeit der Mitarbeiter und Filialleiter zu verstehen und die Herausforderungen selbst kennenzulernen.

Folgte Ihre jetzige Position gleich auf das Training-on-the-job?

Messingschlager: In der Regel ist das so. Ich verbrachte zuvor aber noch ein Jahr in der Abteilung Filial-entwicklung, wo ich mit dem neuen Design unserer Filialen befasst war. Das war auch eine sehr interessante Zeit, in der ich viele zusätzliche Einblicke gewann, die mir zum Teil heute noch helfen.

Wie kam es, dass Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Messingschlager: Ich interessierte mich schon früh fürs Management, auch mit Hands-on-approach wie im Handel. Bei meinem dualen Studium war einer meiner Schwerpunkte dann auch Change Management.

Bei klassischen allgemeinen Traineeprogrammen lernt man meist mehrere Abteilungen des Unternehmens kennen. Man kann sie selbst auswählen, oder das Programm wird von vornherein mit bestimmten Schwerpunkten angeboten, die sich an der Tätigkeit nach dem Ende des Programms orientieren. Allgemeine Traineeprogramme, die einen auch ins Ausland führen können, trifft man jedoch immer seltener an. Zum einen wegen der nicht unerheblichen Kosten, die sie verursachen, zum anderen wegen des schon länger zu beobachtenden Trends zur Spezialisierung. Daher werden sie meist nur noch angeboten, wenn die Teilnehmer später einmal in Top-Positionen aufrücken sollen.

Den breit angelegten allgemeinen Traineeprogrammen stehen Fachtraineeprogramme gegenüber, die von vornherein auf eine bestimmte Funktion oder Fachabteilung im Unternehmen ausgerichtet sind. In der Regel lernt man neben dem Fachbereich auch die Schnittstellen zu anderen Abteilungen kennen. Handelt es sich beispielsweise um ein Fachtraineeprogramm Vertrieb, sind Stationen im Außendienst, Key Account Management, Customer Relationship Management und im Vertriebscontrolling denkbar. Abgerundet wird alles oft durch einen mehrwöchigen Aufenthalt in der Zentrale, wo der Trainee Bekanntschaft mit zentralen Funktionen wie Einkauf, Personalwesen, Logistik oder Rechnungswesen macht.

Solche Programme machen heute die große Mehrzahl der Traineeprogramme aus. Ein Beispiel für ein Fachtraineeprogramm ist das Programm Gewerbliche Immobilienfinanzierung der Immobilienbank DZ Hyp, bei dem man zwei Schwerpunkte zur Auswahl hat (s. Interview oben). Einige Unternehmen bieten für jeden Bereich ein eigenes fachspezifisches Programm an, sei es für den IT-Bereich, die Logistik oder das Controlling.

Manchmal verbringt man auch einen Teil der Traineezeit im Ausland. Wie etwa beim Marketing-Traineeprogramm von Storck, bei dem man mehrere Monate in einer ausländischen Niederlassung, etwa in Großbritannien oder der Schweiz, verbringt. Der Süßwarenspezialist hat zudem drei weitere Einstiegsprogramme aufgelegt.

Traineeprogramme mit einer mehr oder weniger starken internationalen Komponente gibt es auch bei Dr. Oetker, der Spedition Schenker, die zur Deutschen Bahn gehört, und Lidl.

Den Unternehmen bieten Trainee- und Fachtraineeprogramme — ob international oder nicht — gleich mehrere Vorteile. Der vielleicht wichtigste: Man kann den Nachwuchs über einen längeren Zeitraum beobachten, lernt seine individuellen Stärken (und Schwächen) kennen und kann ihn gezielt fördern. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, später eine Position für ihn zu finden, die genau seinen Fähigkeiten entspricht. Das erspart teure Fehlbesetzungen.

Storck

Programme für Marken-Fans

Nach den Marken von Storck muss man nicht lange suchen: Man findet sie in jedem Supermarkt. Toffifee, nimm2, Merci, Knoppers, Werther’s Original, Riesen oder Dickmann’s sind jedem Deutschen ein Begriff. Was dagegen nicht jeder weiß: Das dahinterstehende Unternehmen gehört zu den zehn größten Süßwarenherstellern der Welt und ist bis heute in Familienbesitz. Und die Erfolgsgeschichte von Storck ist nicht auf Deutschland beschränkt: Liebhaber von Toffifee & Co. findet man in über 100 Ländern auf der Welt.

Storck-Welt in Oberhausen

Gibt es für Marken-Fans ein spannenderes Betätigungsfeld? Zumal Storck vier Traineeprogramme aufgelegt hat, die es in sich haben. Als Marketing-Trainee beginnt man seine Ausbildung im Key Account Management. Es folgen Einsätze im Produkt- und im Projektmanagement sowie im internationalen Marketing, bevor einen als letzte Station ein dreimonatiger Auslandsaufenthalt erwartet, der beispielsweise nach Großbritannien oder in die Schweiz führen kann. Nach dem zweijährigen Programm startet man als Junior im Produktmanagement oder im Trade Marketing.

Auch die anderen Programme in Vertrieb, Produktion und Finanzen & Controlling sind so angelegt, dass man einen möglichst breiten Eindruck von seinem Schwerpunktbereich gewinnt. Storcks Vertriebs-Trainees verbringen die ersten 15 Monate in einem Verkaufsbezirk, wo sie mit der Leitung eines eigenen Verkaufsgebiets vertraut gemacht werden. Hat man genug Erfahrung gesammelt, erwarten einen zwei sechsmonatige Einsätze im Key Account Management und im Marketing. Ein Aufenthalt im Bereich Business Support & Finanzen rundet alles ab. Danach ist ein Einstieg im Key Account Management oder im Trade Marketing möglich.

Traineeprogramme sind gleichzeitig eine Art Talent Pool, der für vielversprechenden Nachwuchs sorgt. Von den Trainees wird erwartet, dass sie sich gezielt im Unternehmen vernetzen, mit Führungskräften und mit den anderen Trainees. Dahinter steht der richtige Gedanke, dass gut vernetzte Trainees später einmal gut vernetzte Führungskräfte sind, die Probleme durch direkte Kontaktaufnahme aus der Welt schaffen und so Entscheidungsprozesse vorantreiben.

Schließlich sind Traineeprogramme ein probates Mittel, um vielversprechende Absolventen auf sich aufmerksam zu machen und — sollten sie den Erwartungen entsprechen — langfristig an sich zu binden. Angesichts des Fachkräftemangels ein sehr wichtiger Aspekt. Denn wer ein gutes Traineeprogramm durchläuft, das ihn beruflich weiterbringt, bleibt dem Unternehmen oft sein ganzes Berufsleben lang verbunden. So liest man immer wieder, dass Mitarbeiter, die in Spitzenpositionen aufgestiegen sind, einst als Trainee im Unternehmen angefangen haben.

Kein Wunder, dass sich die Unternehmen die Ausbildung ihrer Trainees einiges kosten lassen. Laut einer Kienbaum-Studie können das pro Trainee 75.000 bis 100.000 Euro sein. Doch das Geld ist gut angelegt, wie die berufliche Entwicklung vieler ehemaliger Trainees zeigt. Außerdem decken heute viele Unternehmen ihren Fachkräftebedarf mithilfe von Fachtraineeprogrammen.

Nicht überall, wo Traineeprogramm draufsteht, ist allerdings auch eines drin. Da der Begriff — wie erwähnt — nicht geschützt ist, kann sich dahinter alles Mögliche verbergen. Zum Beispiel auch eine einfache Ausbildung zum Sachbearbeiter. Ähnlich wie beim Handy gibt Traineeprogramm zwar vor, eine englische Wortschöpfung zu sein, doch ist es eine deutsche Erfindung — und wird auch nur im deutschen Sprachraum als eine „speziell von Großunternehmen angebotene Möglichkeit des Berufseinstiegs für (Fach-)Hochschulabgänger“ (Gabler Wirtschaftslexikon) verstanden.

In Großbritannien und den USA ist bei Einstiegsprogrammen für Hochschulabsolventen dagegen meist von „Graduate Programme“ bzw. „Graduate Program“ die Rede. Auch einige deutsche Unternehmen — vor allem solche, die international tätig sind — verwenden die Bezeichnung inzwischen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Vorsicht ist auch bei einem Begriff wie „Traineeship“ geboten, auf den man in Jobportalen und bei Suchanfragen im Internet öfter stößt. Oder wenn es heißt „Trainees gesucht“. Oft handelt es sich bei solchen Angeboten um bessere Praktika. Unternehmen machen sich dabei den guten Ruf der Traineeausbildung zunutze. Spätestens wenn sich herausstellt, dass die Trainee-Stelle kein abgeschlossenes Studium erfordert und keine spezifischen Ausbildungselemente wie ein Mentorenprogramm oder explizite Karriere- und Entwicklungsziele enthält, sollte man misstrauisch werden und die Finger von diesem Angebot lassen.

Deutsche Bundesbank

Banker für das große Ganze

Die Deutsche Bundesbank ist nicht nur ein wichtiger Player im Eurosystem und im Europäischen System der Zentralbanken. Sie ist nach wie vor auch ein bedeutender Arbeitgeber, der Absolventen viel zu bieten hat. Etwa ein Traineeprogramm, das für den richtigen geldpolitischen Durchblick sorgt.

Goldreserven der Bundesbank

Die Bundesbank hat wegen des Euro zwar ihre Währungskompetenz an die — ebenfalls in Frankfurt sitzende — EZB verloren, bleibt aber ein zentraler geldpolitischer Player. Sie wirkt an der Geldpolitik im Euro-Raum mit, wacht über die Stabilität des Finanzsystems, versorgt die Wirtschaft mit Geld und — last but not least — verwaltet einen beachtlichen Schatz: die deutschen Gold- und Devisenreserven, die sich momentan auf 161 Mrd. Euro belaufen.

Und sie ist mit ihren rund 10.000 Beschäftigten ein bedeutender Arbeitgeber — vor allem für Wirtschaftswissenschaftler und Juristen —, der auch ein Traineeprogramm aufgelegt hat. Es dauert zwölf Monate, in denen man ständig zwischen Theorie und Praxis wechselt und sich einen hervorragenden Überblick über die Aktivitäten einer Zentralbank verschaffen kann. Lehrgänge zu Themen wie Bankenaufsicht, Finanz- und Währungssystem oder Geldpolitik sorgen für den richtigen Durchblick in allen wichtigen juristischen, betriebs- und volkswirtschaftlichen Fragen.

Die Trainees können ihre Kenntnisse in bestimmten Bereichen — etwa der Bankenaufsicht — auch vertiefen oder Projekte aus unterschiedlichen Bereichen wie Finanzstabilität, Zahlungsverkehr und Kapitalmarktanalyse bearbeiten und so zu echten Generalisten heranreifen.

Nach zwölf intensiven Monaten ist man bestens präpariert für einen Job in der Zentrale oder in einer der neun Hauptverwaltungen. Dort kann man sich je nach Qualifikation und Vorliebe mit bankaufsichtlichen, bankbetrieblichen oder auch organisatorischen Fragen befassen oder — zusammen mit den Partner-Banken der Bundesbank — Zahlungsverkehrsprojekte voranbringen.

Bewerber für das Programm benötigen ein überdurchschnittlich abgeschlossenes Masterstudium. Der Bachelor reicht also nicht. Das zweistufige Auswahlverfahen besteht aus einem schriftlichen Eignungstest plus Englischtest und einer Art Assessment Center.

Außer als Trainee kann man bei der Bundesbank auch per Referendariat oder Direkteinstieg anfangen. Letzteres ist — je nach ausgeschriebener Stelle — auch für Bachelor möglich, die in den gehobenen Dienst übernommen werden. Das Referendariat dauert 18 Monate und bereitet auf den höheren Bankdienst vor. Bewerben können sich nur Master.

Sogar Praktika und ein duales Studium sind bei der Bundesbank möglich. Erstere dauern sechs bis zwölf Wochen und werden mit monatlich 720 Euro vergütet. Hat man bereits einen Bachelor-Abschluss in der Tasche, steigt die Vergütung auf 1.520 Euro. Die beiden dualen Studiengänge der Bundesbank „Zentralbankwesen“ und „Angewandte Informatik“ dauern je drei Jahre und schließen mit dem Bachelor of Science ab. Das Studium findet an der Bundesbank-Hochschule auf Schloss Hachenburg bzw. an der DHBW Mosbach statt.

Gute Traineeprogramme — diese Faustregel kann man sich merken — dauern mindestens ein Jahr. In dieser Zeit sollte man, auch wenn man ein Fachtraineeprogramm absolviert, durch Job Rotation möglichst viele Tätigkeits- bereiche kennenlernen. Weitere Qualitätsmerkmale sind ein klarer und durchdachter Aufbau, der dem Trainee dennoch genügend Entfaltungsmöglichkeiten lässt, Projekte, die er eigenverantwortlich betreut, sowie interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen. Bedeutsam sind auch regelmäßiges Feedback durch die Vorgesetzten und Mentoring durch eine erfahrene Führungskraft.

Solche Programme findet man heute in fast allen Branchen. Auch in Behörden und staatlichen Unternehmen sind sie längst selbstverständlich. Sogar Museen, Vereine, Kommunen, Gewerkschaften, Verbände, Parteien, Kirchen und NGOs bieten sie an. Besonders beliebt sind sie bei Konsumgüterfirmen, Versicherungen und Banken. Auch die Deutsche Bundesbank macht da keine Ausnahme. Wer ihre Trainee-Ausbildung durchläuft, qualifiziert sich für eine anspruchsvolle Tätigkeit in der deutschen Notenbank.

Zu den Einstiegsprogrammen zählen auch die Vorstandsassistentenprogramme. Wie beim Versicherungskonzern AXA, bei dem man zwei Jahre lang die rechte Hand eines Vorstandsmitglieds ist (s. Kasten vorn). Die Allianz hat ein ähnliches Programm aufgelegt.

Auch andere High-Potential-Programme gehören zu den Einstiegsprogrammen. Oft weisen sie etliche Elemente der Traineeprogramme auf. Das Konsumgüterunternehmen Unilever (Future Leaders Programme), Siemens (Siemens Graduate Program) und der Autozulieferer Bosch (Junior Managers Program) umwerben damit besonders vielversprechende Absolventen.

Den Teilnehmern ist eine steile Karriere im Unternehmen fast sicher. Entsprechend hoch sind die Anforderungen. Bewerber müssen nicht nur durch exzellente Noten, sondern zudem durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Gefragt sind Leadership-Qualitäten, die man etwa dadurch unter Beweis stellt, dass man sich während des Studiums unternehmerisch betätigt oder bei einer Non-Profit-Organisation engagiert hat. Zudem sollte man einen Teil des Studiums im Ausland verbracht haben. Oft wird auch eine Promotion oder ein MBA erwartet.

Wer noch unschlüssig ist, in welche Richtung die Reise nach dem Studium gehen soll, für den sind Einstiegsprogramme ideal. Sie zeigen neue berufliche Wege auf, an die man zuvor nicht unbedingt gedacht hat. Deshalb sollte man diese Gelegenheit nutzen — wann immer sie einem geboten wird.