Wirtschaftschemie ist nicht gerade ein Fach, das sich großer Bekanntheit erfreut. Wer sich jedoch mit ihm auseinandersetzt, erkennt meist schnell die Berufschancen, die sich hier ergeben. Die TU Clausthal hat dazu einen Bachelorstudiengang im Angebot. Für Prof. Andreas Schmidt, Chemiker und Studiengangsleiter, ist es ein regelrechtes Sprungbrett in Führungspositionen.

Universität Regensburg

BWL trifft auf Chemie

Roland Helm, Joachim Wegener

Wer Wirtschaftschemie studiert, hat es mit einer Sozial- und einer Naturwissenschaft zu tun. Da gelten zum Teil andere Regeln und Methoden.

Helm: Was es spannend macht.

Und was sicher auch eine intellektuelle Herausforderung ist.

Wegener: Unbedingt. Da Chemie eine Experimentalwissenschaft ist, steht man beispielsweise auch im Labor und macht Experimente, was reinen Betriebswirten natürlich völlig fremd ist.

Bei der Chemie gelingt ein Experiment oder nicht. In den Wirtschaftswissenschaften gibt es dagegen viele Sichtweisen. Je nachdem können sich Prognosen auch zwischen zwei Polen bewegen.

Wegener: Dennoch braucht die Chemie die Wirtschaftswissenschaft, etwa um Chemieprojekte wirtschaftlich zum Erfolg zu führen. Denn leidenschaftliche Chemiker achten weniger auf die Finanzen, sondern eher auf das naturwissenschaftliche Ergebnis.

Helm: Klappt das Experiment, ist das Ziel erreicht. Ob sich daraus ein vermarktbares Produkt machen lässt, ist zweitrangig. Da kommt dann der Wirtschaftschemiker ins Spiel. Da er die Schwierigkeit des Experiments durchblickt, kann er die Entwicklung von Anfang an betriebswirtschaftlich begleiten und etwa auf die Kostengestaltung Einfluss nehmen.

Wie tief muss man denn als Wirtschaftschemiker in die Chemie eintauchen?

Wegener: Die Lektüre von ein paar „Geo“-Heften reicht nicht. Wir vermitteln ein solides Grundlagenwissen, mit dem man Chemikern auf Augenhöhe begegnen und sich schnell in Spezialthemen einarbeiten kann.

Helm: Wie ein Wirtschaftinformatiker oder Wirtschaftsingenieur spricht man die Sprache beider Fächer, womit man zwischen beiden zu einer Art Brückenbauer wird.

Chemie hat wegen der Umweltverschmutzung, etwa durch Plastik oder durch Glyphosat, nicht immer den besten Ruf.

Wegener: Da Nachhaltigkeit heute über-all in der Gesellschaft großgeschrieben wird, erhoffen wir uns durch die enge Verbindung beider Fächer auch starke Impulse in diese Richtung. Wirtschaftler können heute etwa ziemlich genau berechnen, welche Folgekosten sich durch umweltschädliches Verhalten ergeben.

Wie hoch ist bei diesem herausfordernden Studium, das man als Bachelor und Master abschließen kann, die Dropout-Quote?

Helm: Ähnlich wie bei anderen Fächern. Außerdem kann man durchaus auf ein BWL- oder Chemiestudium umsatteln. Man hat dann keine Zeit verplempert.

Wegener: Das Studium durchzuziehen öffnet jedoch sehr viele Türen.

Und wie sind die Berufsaussichten?

Helm: Ganz hervorragend. Allein deshalb lohnt es sich dranzubleiben. Und wer das Studium schafft, kann sich wirklich auf die Schulter klopfen.